Begriffserklärung
Die Cranio Sacrale Therapie (englisch: cranio-sacral-therapy, deutsch: „Schädel-Kreuzbein-Therapie“, auch Kraniosakraltherapie oder kraniosakrale Osteopathie und verschiedene andere Bezeichnungen) ist eine alternativmedizinische Behandlungsform.
Die Cranio Sacrale Therapie ist eine sanfte, manuelle Form der Körperarbeit, bei der entsprechende Handgriffe schwerpunktmäßig am Schädel (Cranium), entlang der Wirbelsäule und am Kreuzbein (Sacrum) durchgeführt werden.
Die Cranio-Sacral-Therapie ist eine sehr wirksame aber schonende Methode, in viele komplexe Krankheitsgeschehen heilend einzugreifen.
Die verschiedenen Techniken, die mit größter Sensibilität und viel Spürsinn angewendet werden, haben schon allein durch ihre sanfte und angenehme Art einen tief entspannenden Effekt auf den ganzen Körper.
Die Cranio-Sacral-Therapie berücksichtigt körperliche, psychische und emotionale Aspekte eines Krankheitsgeschehens und bewirkt daher eine ganzheitliche Heilung.
Die Cranio-Sacral-Therapie (vom Lateinischen cranium: Schädel; sacral: das Kreuzbein (os sacrum) betreffend: „Schädel-Kreuzbein-Therapie“, auch Kraniosakraltherapie) ist eine alternativmedizinische Behandlungsform, die sich aus der Osteopathie entwickelt hat. Es ist ein manuelles Verfahren, bei dem Handgriffe vorwiegend im Bereich des Schädels, des Nackens, des Zungenbeins, des Thorax, der Wirbelsäule, des Kreuzbeins, des Zwerchfells, des Pelvis und der Füße ausgeführt werden. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Cranio-Sacral-Therapie
Indikationen der Cranio Sacralen Therapie
Das Indikationsspektrum der Cranio-Sacralen-Therapie ist sehr groß, da das Cranio-Sacrale-System wie bereits erwähnt über Fascien im Zusammenhang mit allen Organen des menschlichen Körpers steht.
Neben neurologischen, pädiatrischen, und vielen orthopädischen Erkrankungen als Hauptindikationen lassen sich auch innere- und einige gynäkologische Erkrankungen mit Cranio-Sacraler-Therapie behandeln. Die Indikation zur Therapie mit CranioSacralen Techniken wird in erster Linie aus dem Befund der ersten Behandlung gestellt, nicht zwingenderweise aus der Diagnose des Patienten. Finden sich gravierende Störungen im Cranio-Sacralen-System, so ist eine Behandlung angezeigt. Wenn keine Erkrankung vorliegt, wirkt die Beseitigung von Störungen im Cranio-Sacralen-System prophylaktisch.
Bei einigen Erkrankungen lassen sich erfahrungsgemäß immer Störungen im Cranio-Sacralen-System finden, so dass diese Erkrankungen dementsprechend gut auf Cranio-Sacrale-Therapie ansprechen:
Cranio-Sacrale-Therapie ist das Mittel der Wahl bei Erkrankungen im Kopf- und Wirbelsäulenbereich wie: Tinnitus, Migräne, andere Kopfschmerzen, Facialisparese, Trigeminusneuralgie, Neuritiden, Seh-, Hör- und Geruchsstörungen unterschiedlicher Genese, Zahn- und Kieferbeschwerden, Meningitis, Schleudertrauma, Wirbelsäulenverletzungen, …
Die Behandlung von Lernschwierigkeiten, Hyperaktivität, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen, Autismus und geistiger Retardierung zeigt oft sehr gute Ergebnisse.
Die Arbeit mit den Somato-Emotional Release Techniken ermöglicht es, traumatische Ereignisse sowohl physischer als
auch psychischer Art schonend zu aktivieren und zu integrieren.
Kontraindikationen der Cranio Sacralen Therapie
Prinzipielle Kontraindikationen für die Cranio-Sacrale-Therapie gibt es keine. Vorsicht ist geboten bei Krebs und bei Epilepsie. Hier kann eine Behandlung je nach klinischem Bild hilfreich sein oder auch kontraindiziert.
Cranio Sacrale Therapie in der Zahnheilkunde und Kieferorthopädie
Bei verschiedenen Beschwerden kann eine Behandlung mit Cranio-Sacralen-Techniken im Mundraum erforderlich sein.
Störungen im Kieferbereich, verschiedene Zahnbeschwerden wie z.B. Spannungsgefühle, besonders nach Zahnersatz / Prothetik, Zahnfehlstellungen, nächtliches Zähneknirschen und Aufbißbeschwerden, aber auch verschiedene neurologische Erkrankungen im Gesichtsbereich und einige orthopädische Beschwerden können eine solche Behandlung notwendig machen.
Gearbeitet wird dabei ebenso sanft wie bei den übrigen Techniken an Zähnen, Muskeln im Mundraum und an den Knochen der Schädelbasis.
Diagnose und Therapie in der Cranio Sacralen Therapie
Während einer Behandlung untersucht der Therapeut sowohl die Pulsation des Cranio-Sacralen-Rhythmus in Hinblick auf Symmetrie, Frequenz (Anzahl pro Minute), Amplitude (Stärke der Bewegung) und Qualität, als auch die freie Beweglichkeit der Schädelknochen und der Wirbelsäule und den Tonus bzw. die Beweglichkeit wichtiger Bindegewebsfaszien im Körper.
Die Cranio-Sacral-Therapie bietet eine Reihe von Techniken, um Blockaden und Restriktionen zu mildern bzw. völlig aufzulösen. Stets wird dabei sehr sanft und vorsichtig gearbeitet, die Handbewegungen des Therapeuten sind in der Regel kaum wahrnehmbar. Knöcherne Blockaden der Schädelnähte beispielsweise werden einem Druck oder Zug von 5 – 10 Gramm ausgesetzt. Dieser minimale Reiz, über eine Zeit von einigen Sekunden bis einigen Minuten aufrechterhalten bewirkt eine Lockerung des verbindenden Bindegewebes und ermöglicht es den Knochen, in Ihre ursprüngliche, physiologische Form zurückzukehren. Eine Behandlung mit Cranio-Sacraler-Therapie dauert 30 – 60 Minuten. Der Patient bleibt während der Behandlung bekleidet, in der Regel liegt er entspannt auf dem Rücken.
Das Gewebegedächtnis
Die Erfahrung, dass der Körper psychische und physische Traumata speichert, ist auch Grundlage vieler anderer Therapien. In der Traditionellen Chinesischen Medizin beispielsweise spricht man von Xue- und Qi Stagnationen in traumatisch besetzten Körperteilen.
Insbesondere körperorientierte Psychotherapien arbeiten über die körperlichen Manifestationen traumatischer Ereignisse.
Somato Emotional Release
Die Behandlung von Bindegewebsfasern (Fascien) nimmt in der Cranio Sacralen Therapie eine besondere Rolle ein.
Dr. J. E. Upledger stieß bei seiner Arbeit durch Zufall auf das Phänomen des „Gewebegedächtnisses“.
Traumen, z.B. durch Sturz, Schlag, Operationen oder sehr prägende seelische Stressmomente oder auch schon durch die Geburt, führen, wenn sie vom Körper nicht direkt verarbeitet und aufgelöst werden, zu Verhärtungen im umgebenden Bindegewebe.
Der Körper speichert die Information und die Energie des auslösenden Ereignisses im Bindegewebe, er kapselt sie ein, das Ausheilen des Traumas wird verhindert.
Langfristig führen solche Bindegewebsverhärtungen zu Änderungen im Bewegungsapparat und in der Körperhaltung, aber auch zu Beeinträchtigungen innerer Organe.
Solche Bereiche lassen sich mit viel Spürsinn ertasten. Sie werden „Energiezysten“ genannt. „Somato Emotional Release“ bezeichnet innerhalb der Cranio SacralenTherapie verschiedene Techniken zur Lösung dieser Energiezysten. Die Erinnerungen an das auslösende Ereignis können aktiviert und geheilt werden.
Die Anatomie des Cranio Sacralen Systems
Zentrum des Cranio-Sacralen Systems ist der Liquor (Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit). Er umfließt Gehirn und Rückenmark und bildet somit ein Polster zwischen Nervengewebe und umgebenden Schädel- und Wirbelsäulenknochen.
Der Liquor schafft das Milieu für die Entwicklung und Ernährung des Zentralnervensystems vom Moment der embryonalen Entwicklung bis zum Tod.
Umgeben wird der Liquor innerhalb der genannten Strukturen wiederum von den Gehirnhäuten, die ein Auslaufen durch die angrenzenden Knochen verhindern. Der Liquor wird in den Ventrikeln gebildet und entlang des gesamten Systems von den Gehirnhäuten resorbiert. Es ergibt sich eine abwärtsgerichtete Flüssigkeitsbewegung.
Diese Abwärtsbewegung wiederum unterliegt einer Pulsation, d.h. der Druck dieser Flüssigkeit nimmt in einem kontinuierlichen, regelmäßigen Rhythmus abwechselnd zu und dann wieder ab (Flexion und Extension). Diese Pulsation mit einer Frequenz von 6 – 12 Bewegungen pro Minute nennt man den „Cranio-Sacralen Rhythmus“.
Die Schädelknochen befinden sich in einer ständigen, sehr feinen Bewegung, um sich den steten Veränderungen des Flüssigkeitdrucks anzupassen (Schädelatmung).
Wenn die freie Beweglichkeit der Wirbelsäule oder der Schädelknochen durch Restriktionen oder Blockaden eingeschränkt ist, so kann der Liquor nicht frei pulsieren. Es kommt zu Störungen im Cranio-Sacralen System, eine umfassende Symptomatik kann sich entwickeln.
Die Dura Mater (äußere Gehirnhaut) ist fest verbunden mit allen anderen Bindegewebshäuten (Fascien), welche im ganzen menschlichen Körper alle Gewebe, alle Muskeln, Gelenke, Knochen und Organe umgeben. Das Bindegewebe hat verbindende, stützende und ernährende Funktion. (Man kann sich dieses Bindegewebssystem wie einen SchweizerKäse mit riesigen Löchern vorstellen, in denen die Organe, die Muskeln etc. eingebettet liegen).
Dieses gegenüber seiner Umgebung bewegliche, jedoch nur geringfügig dehnfähige Gewebe setzt die Impulse des Cranio-Sacralen Rhythmus über den ganzen Körper fort.
Somit lässt sich der Cranio-Sacrale Rhythmus nicht nur an der Wirbelsäule und am Schädel, sondern auch an Händen und Füßen und an jeder beliebigen Stelle des Körpers tasten.
Die Pulsation des Liquors
Die Ursache für die Pulsation der Rückenmarksflüssigkeit ist nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich jedoch liegt dieser Pulsation ein Regulationsmechanismus zugrunde, wie er auch aus verschiedenen anderen menschlichen Systemen bekannt ist, z.B. dem Endokrinum (Hormonsystem).
Der Liquor wird in den Plexus Chorioidei (spezielles Sekretionsgewebe) in den Ventrikeln gebildet. Sobald ein bestimmter Druck im Liquorraum erreicht ist, geben Druckrezeptoren ein Signal zur Beendigung der Liquorproduktion. Aufgrund der kontinuierlichen Resorption von Liquor sinkt der Druck langsam und gleichmäßig, ist ein minimaler Schwellenwert erreicht, geben Rezeptoren ein Signal zur erneuten Liquorproduktion.
Die Geschichte der Cranio Sacralen Therapie.
Die Cranio Sacrale Therapie ist aus der Osteopathie heraus entstanden, genauer gesagt aus der „Osteopathy in the Cranial Field“ – begründet vom US-amerikanischen osteopathischen Arzt William Garner Sutherland D.O., einem Schüler von Andrew Taylor Still, dem Begründer der Osteopathie (The Cranial Bowl, 1939).
Die heutige Ausprägung als von der Osteopathie losgelöste Therapieform erhielt sie im Wesentlichen durch den Osteopathen John E. Upledger (Craniosacral Therapy, 1983). Upledger reduzierte das Behandlungskonzept der „Osteopathy in the Cranial Field“ auf ein Konzept aus 10 Schritten und verband es mit der alternativen Psychotherapie der 1970er Jahre zum Konzept der „Somato Emotional Release“ (körperlich-seelische Lösung). Er postulierte dafür sogenannte „Energie-Zysten“, in denen sich ein Trauma im Gewebe fixiere.
In den Jahren 1793 und 1824 entdeckten zwei britische Anatomen die Verknöcherung des menschlichen Schädels bei der Leiche, d.h. die Auflösung der Nähte zwischen den einzelnen Schädelknochen. Aufgrund dieser Entdeckung hält die englischsprachige Medizinliteratur bis heute an dem Glauben fest, der menschliche Schädel verknöchere mit dem Ende des Wachstums (13. – 19. Lebensjahr) und sei im Erwachsenenalter ein festes und starres Gebilde. In der italienischsprachigen Medizinliteratur wurde diese Meinung schon lange revidiert.
Mittlerweile gibt es eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen, die eine minimale Beweglichkeit der einzelnen Schädelknochen beim Erwachsenen belegen. Mikroanatomische Untersuchungen der Schädelnähte (Suturen) bestätigen eine bindegewebige Unterbrechung des Knochengewebes.
Angeregt durch die auffallende Anordnung der Schädelknochen begann in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts der amerikanische Osteopath Dr. W. G. Sutherland seine Forschung am menschlichen Schädel. Er war überzeugt, die Anordnung der Nähte könne nur durch die Beweglichkeit der Schädelknochen einen Sinn ergeben. Mittels eines selbstkonstruierten Helmes, der die Schädelknochen bis zur Unbeweglichkeit fixierte, schlussfolgerte Sutherland aus den entstehenden Symptomen die Notwendigkeit der Schädelknochenbeweglichkeit.
Dr. John E. Upledger setzte Sutherlands arbeiten in den 50er und 60er Jahren fort. Er entdeckte die Rolle der Hirnhäute und des Bindegewebes in diesem System und entwickelte das therapeutische Konzept der „Cranio Sacralen Therapie“.