mRNA-Impfstoffe haben in der jüngsten Vergangenheit bei der Bekämpfung von COVID-19 Erfolge gefeiert. Nun rücken sie auch im Kampf gegen Krebs in den Fokus. Dieser Artikel beleuchtet die vielversprechenden Möglichkeiten von mRNA-Impfstoffen bei der Entwicklung neuartiger Krebstherapien.
mRNA-Impfstoffe als Waffe gegen Krebs
Die mRNA-Technologie hat durch die rasche Entwicklung von COVID-19-Impfstoffen an Bekanntheit gewonnen. Unternehmen wie Moderna, BioNTech und CureVac arbeiten jedoch bereits seit geraumer Zeit an der Anwendung dieser Technologie zur Behandlung von Krebserkrankungen. Im Folgenden wird der Wirkmechanismus und der aktuelle Stand der klinischen Studien vorgestellt.
Wie mRNA-Impfstoffe funktionieren
Die mRNA, auch Boten-RNA genannt, ist eine Kopie eines Gens aus der DNA und enthält den Bauplan für Proteine. Bei mRNA-Impfstoffen wird ein kurzer mRNA-Strang eingesetzt, der ein Antigen, einen für das Immunsystem erkennbaren Teil eines Erregers, codiert. Wenn diese mRNA im Körper in das Antigen übersetzt wird, erkennt das Immunsystem dieses als fremd und produziert Antikörper dagegen. Dieser Mechanismus kann auch für die Krebstherapie angewendet werden.
Individuelle Krebstherapie mit mRNA
Durch die Analyse spezifischer Merkmale eines Tumors, sogenannter Neoantigene, können individuelle Krebstherapien entwickelt werden. Diese Neoantigene werden in eine mRNA übersetzt und dem Patienten als Impfung verabreicht. Daraufhin produziert das Immunsystem Antikörper, die gegen die Krebszellen gerichtet sind.
Klinische Studien und aktuelle Entwicklungen
Moderna: Phase-2b-Studie bei Hautkrebs
Moderna veröffentlichte im Dezember vielversprechende Ergebnisse einer klinischen Phase-2b-Studie einer individuellen Hautkrebstherapie basierend auf der mRNA-Technologie. In der Studie nahmen 157 Probanden teil. Das Risiko, dass der Krebs zurückkehrt oder die Patienten sterben, konnte mit dem mRNA-Medikament um 44 Prozent gesenkt werden im Vergleich zu Patienten, die nur mit einem Antikörpermedikament behandelt wurden.
BioNTech: Phase-2-Studie bei Hautkrebs
Das Mainzer Unternehmen BioNTech testet ebenfalls einen Hautkrebs-Impfstoff, der derzeit in einer Phase-2-Studie untersucht wird. Zusätzlich befinden sich mehr als zehn weitere mRNA-Krebsimpfstoffe in der Entwicklung.
CureVac: Drei Krebsimpfstoffe in der Entwicklung
Auch CureVac aus Tübingen arbeitet derzeit an der Entwicklung von drei Krebsimpfstoffen, unter anderem gegen Hautkrebs.
Vorteile und Potenzial der mRNA-Krebstherapie
Hohe Spezifität und reduzierte Nebenwirkungen
Ein großer Vorteil der mRNA-Methode besteht darin, dass die entsprechenden Antikörper hochspezifisch sind und nur gegen die Krebszellen wirken. Klassische Chemotherapeutika wirken auch anderswo im Körper und können so Nebenwirkungen auslösen. Im Gegensatz dazu zielen mRNA-Impfstoffe gezielt auf Krebszellen ab, wodurch das Risiko von Nebenwirkungen verringert wird.
Langfristige Immunantwort
Ein weiterer Vorteil der mRNA-Technologie ist, dass die antikörperproduzierenden Zellen möglicherweise ein Leben lang erhalten bleiben, wie es nach einer Immunisierung oft der Fall ist. Dadurch könnten Krebszellen, die nach Jahren zurückkehren, sehr schnell bekämpft werden – unter Umständen, ohne dass die Patienten davon etwas spüren. Dies würde diese Art der Therapie zu einem potenziellen Heilmittel gegen Krebs machen.
Flexibilität und Geschwindigkeit der Entwicklung
Die Geschwindigkeit, mit der ein mRNA-Impfstoff entwickelt werden kann, ist ein großer Vorteil dieser Technologie. Da der Körper in jeder Zelle bereits die perfekt geeignete Maschinerie besitzt, um Proteine aus mRNA zu produzieren, ist die Entwicklung und Produktion von mRNA-Impfstoffen einfacher und schneller als bei anderen Methoden. Dies ermöglicht auch die Entwicklung von individualisierten Krebstherapien, die auf die spezifischen Merkmale eines Tumors zugeschnitten sind.
Zusammenfassung und Ausblick
mRNA-Impfstoffe haben bereits bei der Bekämpfung von COVID-19 beeindruckende Erfolge gezeigt. Nun rücken sie auch im Kampf gegen Krebs immer stärker in den Fokus. Die Technologie bietet vielversprechende Möglichkeiten, insbesondere im Bereich der individuellen Krebstherapien. Durch ihre hohe Spezifität, langfristige Immunantwort und rasche Entwicklung könnten mRNA-Impfstoffe eine neue Ära in der Krebstherapie einläuten.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis diese Therapien auf dem Markt verfügbar sind. Langfristige Wirksamkeitsstudien müssen abgeschlossen und Zulassungsverfahren durchlaufen werden. Trotzdem bieten die bisherigen Ergebnisse vielversprechende Anzeichen dafür, dass die mRNA-Technologie das Potenzial hat, die Krebstherapie nachhaltig zu verändern und das Leben von Patienten zu verbessern.